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Elemente und Prozesse der Hagener Verkehrswende. Utopie oder Wirklichkeit?

 

Mit der überaus aktuellen Fragestellung „Verkehrswende in Hagen. Utopie oder Wirklichkeit“ beschäftigten sich auf einer öffentlichen Informations- und Diskussions-veranstaltung des Hagener FORUM NACHHALTIGKEIT folgende Experten in der Hagener Volkshochschule: der grüne Stadtrat Rüdiger Ludwig, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Klima und Mobilität; Patrick Lausen, CDU-Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität sowie der Verkehrsexperte des Hagener FORUM NACHHALTIGKEIT Jürgen Sporbeck. In den Kurzreferaten wurden historische, zukunftsplanerische und visionäre Einblicke gewährt. In einem Punktwaren sich letztlich alle Beteiligten einig: In einer erfolgreichen Verkehrswende als Beitrag zur Klimawende sind schnelles Handeln mit der Zielperspektive, zukunftsfähige, klimaneutrale Mobilitätswege zu schaffen, zwingend erforderlich.

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Von links nach rechts: Jürgen Sporbeck, Patrick Lausen, Christa Stiller-Ludwig und Rüdiger Ludwig. Foto: HFN



Moderatorin Christa Ludwig-Stiller und Moderator Rolf Willaredt eröffneten die Diskussion mit dem Rückblick ins Jahr 1836, als in Schottland das erste batteriebetriebene Auto in Betrieb genommen wurde. Diese Technik habe sich aber wegen der fehlenden Reichweiten nicht gegen ein Automobil mit Verbrennermotor durchsetzen können. Um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert wurde allerdings prophezeit, dass es nur maximal 15.000 Autos geben könne, weil es nicht mehr Ingenieure gebe, um diese zu fahren.

Angesichts der Klimakrise müsse heutzutage überlegt werden, den Individualverkehr einzuschränken und den ÖPNV nachhaltig und klimaneutral auszubauen.

Laut Jürgen Sporbeck, war die Stadt Hagen in den sechsziger Jahren darauf aus, die Hauptverkehrsströme auf fünf schnellstraßenmäßige Verkehrsachsen zu verlegen. In diesem Zusammenhang wurde im Jahr 1976 die Straßenbahn stillgelegt und der ÖPNV nur noch mit Bussen betrieben.


Patrick Lausen betont in seinem nachfolgenden Vortrag, dass man in den letzten zehn Jahren bemüht war, den ÖPNV zu verbessern mit der Einführung und Verbesserung von Ticket 2000, dem Ausbau von den NachtExpress-Linien, der Einführung von Minibussen und weiteren innerstädtischen Verbesserungen des Verkehrsangebots den ÖPNV für Pendler und Einwohner sowohl attraktiver und als auch insgesamt klimafreundlicher zu manchen.


Trotz allem, was bisher zur Verbesserung des ÖPNV unternommen wurde, bevorzugt die Mehrheit der Pendler*innen in und um Hagen nach wie vor den eigenen PKW. Laut des Gutachtens des Netzwerks Plan:Mobil, dass Planungen von Mobilitätskonzepten für Städte, Regionen und Kreise erarbeitet, soll in Hagen bis 2035 der ÖPNV-Anteil von heute 19 auf 26 Prozent steigen, gleichzeitig der Anteil des motorisierten Individualverkehrs von heute 62 Prozent auf zukünftig 50 Prozent gesenkt werden. Dafür soll eine ergebnisoffene Untersuchung über das zukünftige ÖPNV-Konzept erstellt werden, bei dem eine Wiedereinrichtung einer Straßenbahn oder ein BHLS-System (BHLS heißt Bus with a high level of service) als Lösungsoption für Hagen begutachtet werden. Beide Systeme benötigen ihre eigene Infrastruktur, seien schneller und fahrplanstabiler als die gegenwärtigen Busse. Ihre Implementierung kann allerdings nicht ohne Weiteres geschehen, so Rüdiger Ludwig. Die Hagener Infrastruktur müsse dafür in dieser Studie gründlich untersucht werden, Trassenverläufe, Umsteigehaltestellen und Betriebshöfe sollen geplant werden. Bei allen Schritten müsse angeblich berücksichtigt werden, dass „der Hagener nicht gerne umsteigt.“

 

Jürgen Sporbeck hegt Zweifel, ob das BHLS-System eine tragbare Lösung für eine Mobilitätswende sein kann. Seinem Diskussionsbeitrag zufolge würde dieses Bussystem kostenaufwändiger für die Stadt. Er favorisiert ein revitalisiertes Straßenbahnsystem, das in Bezug auf Beförderungskomfort und Zuverlässigkeit Vorteile biete. Darüber hinaus erläutert er seinen Vorschlag eines Eisenbahntunnels zwischen Delstern und Hohenlimburg, um die Bahnanbindung für Hagen effizient zu erweitern.

 

Nach den Expertenbeiträgen wurden die Veranstaltungsteilnehmer*innen aktiv in die Diskussion miteinbezogen. Sie sollten ihre Ideen zu folgenden Fragestellungen auf Karten bringen: „Unter welchen Bedingungen bin ich bereit, mein Mobilitätsverhalten zu Gunsten des Umweltverbundes zu verändern?“ und „Welche Ideen haben Sie, um den Anteil des Umweltverbundes zu erhöhen?“


Es stellt sich heraus, dass viele bereit wären, den ÖPNV mehr zu nutzen, wenn eine dichtere Taktung, gute Anschlüsse, attraktive Verbindungen, sichere Wege zu Haltestellen, gute Radwege vorhanden sind. Zusätzlich wünschen sich viele Carsharing, eine verkehrsgerechte Stadt für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sowie ein preisgünstiges Dauerticket. Viele TeilnehmerInnen fordern, dass die PolitikerInnen und Experten mehrheitlich erstellte Konzepte unmittelbar umsetzen lassen und nicht auf die lange Bank schieben.

 

Tatiana Beck & Rolf L. Willaredt

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